
Renate Harpprecht, 96
Die in Breslau geborene Jüdin gehörte zu den wichtigsten Zeitzeugen der nationalsozialistischen Verbrechen. Nachdem ihre Eltern 1942 deportiert und ermordet worden waren, versuchte sie, mit ihrer ein Jahr jüngeren Schwester Anita in den unbesetzten Teil Frankreichs zu fliehen. Doch sie wurden gefasst, kamen erst nach Auschwitz und dann nach Bergen-Belsen. Beide überlebten die Konzentrationslager. Unmittelbar nach der Befreiung von Bergen-Belsen führte der Brite Patrick Gordon Walker ein Interview mit den Schwestern – inmitten der Leichen. Nach dem Krieg wurde Harpprecht Dolmetscherin für die britische Armee, arbeitete später als Journalistin für die BBC, den WDR und das ZDF. 1972 veröffentlichte sie ihren Roman »Familienspiele«. Noch im vergangenen Jahr sprach sie mit dem SPIEGEL über Antisemitismus und die Sicht von Auschwitz-Überlebenden auf die Gegenwart. Renate Harpprecht starb am 3. Januar in ihrer Wahlheimat La Croix-Valmer an der Côte d'Azur.