
Innegrit Volkhardt Shutdown-Tagebuch (7)
»Ein Hotel bleibt ein Hotel«
• Die Silvesternacht hat uns noch einmal vor Augen geführt, wie Corona das Leben im Bayerischen Hof verändert. Normalerweise bewirten wir zum Jahreswechsel mehr als 2000 Menschen. Dieses Mal haben wir das traditionelle Silvestermenü für gerade mal 12 Hotelgäste in unserem Dachterrassenrestaurant Blue Spa serviert. Die Anwesenden waren sehr dankbar. Zwar ist das Feuerwerk, das man normalerweise von hier aus wunderbar sehen kann, weitgehend ausgefallen. Dafür war die Luft klar, der Vollmond hat eine tolle Stimmung geschaffen, und das Neujahrsläuten vom Dom war besonders schön zu hören. Jetzt blicken wir auf ein sicherlich sehr schwieriges erstes Halbjahr. Die Buchungen liegen für Januar und Februar deutlich unter fünf Prozent Belegung. Die Kritik an der Strategie zur Beschaffung von Vakzinen teile ich nicht. Was wäre denn passiert, wenn Bundesregierung und EU-Kommission voll auf einen Impfstoff gesetzt hätten, der die Zulassung spät oder gar nicht erhält? Einen Durchbruch wird es für unsere Branche allerdings erst geben, wenn Impfungen und Tests dafür sorgen, dass die Welt wieder reist. Ich gehe davon aus, dass die Bundesregierung bei der Einreise bald einen Impfnachweis oder entsprechenden Test verlangen wird. Für Gäste und Personal in unserem Hotel lehne ich eine Impfpflicht grundsätzlich ab, solange beispielsweise unklar ist, ob nicht auch geimpfte Menschen das Virus verbreiten können, und nicht jeder die Chance hatte, sich impfen zu lassen. Auch beim Geschäftsmodell bleiben wir uns treu, wir sind ein Fünf-Sterne-plus-Hotel für anspruchsvolle Gäste. Wir werden allerdings noch gezielter als bisher auch Urlaubsreisende ansprechen. Ein Hotel bleibt ein Hotel, ich halte nichts davon, Konferenzräume in Schulzimmer umzufunktionieren oder Zimmer als Wohnungen für den lokalen Markt anzubieten. Ich glaube auch nicht, dass Hotels unserer Kategorie in Mietshäuser umgewandelt werden, um die Wohnungsnot zu lindern. Hotels werden eher längere Zeit leer stehen, bis sich der Markt erholt, dann werden neue Pächter gesucht. Gerade in Großstädten haben Hotels enorme Renditen abgeworfen, diese werden nun lange Zeit deutlich geringer ausfallen.