»Wir haben verstanden«
SPIEGEL-Gespräch Der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow, 62, über die geplatzte Beitragserhöhung, den Reformstau bei den Öffentlich-Rechtlichen, Geschmacksfragen und sein Gehalt

SPIEGEL: Herr Buhrow, haben Sie sich nach dem Debakel in Sachsen-Anhalt gefragt, was Sie in den vergangenen Monaten falsch gemacht haben?
Buhrow: Nein, wir haben getan, was möglich war. Das gilt nicht nur für die ARD, sondern ebenso für ZDF und Deutschlandradio.
SPIEGEL: Die Debatte über die Erhöhung der Rundfunkbeiträge hätte um ein Haar die Koalition in Sachsen-Anhalt gesprengt. Um seine Regierung zu retten, hat CDU-Ministerpräsident Rainer Haseloff seine Zustimmung zur Beitragserhöhung zurückgezogen. Haseloff hat den Ball, der bei ihm lag, an Sie zurückgespielt.
Buhrow: Haseloffs Schachzug am Dienstag war clever. Seine Koalition ist vorerst gerettet. Ob das Vorgehen insgesamt klug war, muss sich zeigen. Es gibt einen Unterschied zwischen clever und klug. Uns bleibt nichts anderes übrig, als seine Entscheidung zur Kenntnis zu nehmen. Über dem Küchentisch meines Vaters hing dieses Stoßgebet von Franz von Assisi: »Herr, gib mir die Kraft, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann, die Gelassenheit, das Unabänderliche zu ertragen, und die Weisheit, zwischen diesen beiden Dingen die rechte Unterscheidung zu treffen.«