»DAS FLIRTEN STIRBT AUF JEDEN FALL AUS.«
Lidewij Edelkoort gilt als die wichtigste Trendforscherin der Welt. Der Gegenwart steht die 68-Jährige kritisch gegenüber. Ein Gespräch über die Auswirkung der #MeToo-Bewegung auf Schulterpolster - und über das Ende der Menschheit.

Die kreideweißen Haare streng aus dem Gesicht gestrichen, dazu ein sackartiges, weißes Kleid und Sandalen - Li Edelkoort wirkt, als wäre sie nicht aus New York, sondern von einem anderen Stern angereist. Die Art Basel ist gerade angelaufen, und die einflussreiche Trendforscherin gibt an der ört- lichen Hochschule für Gestaltung und Kunst ein Tagesseminar. Titel »Enlightenment - Softwear: Über die Heilung der Gesellschaft, die Förderung einer anderen Mode und den Einfluss von smart Media auf unser Leben.« Edelkoort spricht Englisch mit starkem niederländischen Akzent, doziert über Farben und Trends der Wintersaison des kommenden Jahres. Von der ersten Sekunde an ist jeder der knapp 200 Zuhörer im Raum vollkommen auf sie konzentriert. Nach zweieinhalb Stunden ist Pause. Vor dem Hörsaal drängelt sich das Fachpublikum am Buffet. Edelkoort lässt sich drinnen einen kleinen Linsensalat und ein Glas Wasser bringen, beides rührt sie kaum an. Bloß keine Zeit beim Interview verlieren, in einer halben Stunde geht ihr Vortrag ja schon weiter.