
Im Käfig
Leitkultur Alexander Osang über Ostdeutsche, die jetzt eine neue Rolle als Migranten bekommen haben
Neulich, als ich aus Gaza zurückkam, dachte ich, dass mich die Geschichte gut behandelt hat. Ich hatte fünf Tage in einem Krisengebiet mit brennenden Reifen, überfüllten Krankenhäusern, verdorbenem Wasser und gelegentlichem Stromausfall zugebracht; einem Käfig mit 1,8 Millionen Palästinensern, die keine Ahnung mehr haben, wie es außerhalb eigentlich aussieht. Ich aber habe einen Pass, der es mir erlaubte, dem Käfig zu entfliehen. Man hat jede Menge Gelegenheit, über sein Glück nachzudenken, wenn man den Gazastreifen verlässt. Ein Fahrer bringt einen zur Grenze. Man wird zunächst von Hamas-Typen kontrolliert, die mit Kippe im Mundwinkel und Knarre im Hosenbund in Baracken herumlungern. Dann folgt eine weitere kurze Autofahrt zu den meist gut gelaunten Grenzbeamten der palästinensischen Autonomiebehörde. Meist drängen sich sechs, sieben Beamte um einen Stempel, den sie auf ein winziges Blatt Papier drücken. Mit dem Papier läuft man 20 Meter und gibt es einem weiteren Beamten, der einen in den Gang entlässt. Der Gang ist die eigentliche Grenzerfahrung.