Griechenland
Die Gefängnisinsel
Die Lage auf Lesbos eskaliert. Mehr als 8000 Migranten sitzen dort fest, leiden unter Dreck und Gewalt. Auch die Inselbewohner wehren sich.

Wer Europas Schande besichtigen will, fährt einen Hügel zwischen Olivenhainen auf der Insel Lesbos hoch, bis er an die meterhohen Betonmauern des Camps Moria gelangt. „Willkommen im Gefängnis“, hat jemand an die Mauer gesprüht. Ein bestialischer Gestank von Urin und Müll schlägt einem entgegen, auf dem Boden liegen Hunderte Plastiktüten. Es regnet, knöchelhoch steht das Brackwasser auf der Straße. Die Migranten, die aus dem Camp kommen, hüllen sich in dünne Plastikcapes, viele laufen in Flipflops durch die Brühe. Kinder weinen, Männer rempeln. So sieht einer der beschämendsten Flecken Europas aus.