»Iran soll uns in Ruhe lassen«
SPIEGEL-Gespräch Der saudi-arabische Außenminister Adel al-Jubeir will in Syrien weiterhin einen Regimewechsel, den Rebellen dazu Boden-Luft-Raketen liefern – und weist Kritik an der Hinrichtungspraxis seines Landes zurück.
Der Minister hat auf sich warten lassen, sechs Stunden lang, doch nun empfängt er in einem großen, leeren Konferenzsaal in einem Münchner Grandhotel. Jubeir, 54, ist ein schmaler, freundlicher Mann, er trägt ein traditionelles Gewand und sieht müde aus. Bis spät in die Nacht hinein hat er am Vorabend mit seinen Amtskollegen am Rande der Sicherheitskonferenz über eine Waffenruhe in Syrien verhandelt, seit dem frühen Morgen geht es im gleichen Takt weiter – Gespräche über die angespannte Weltlage im Akkord. Jubeir verkörpert einen neuen Typ des saudi-arabischen Spitzenpolitikers: Er ging in Deutschland zur Schule, studierte in den USA, war Botschafter in Washington – und anders als sein langjähriger Amtsvorgänger Prinz Saud Bin Faisal, der das Königreich seit der Ölkrise in den Siebzigerjahren bis zum Frühjahr 2015 vier Jahrzehnte lang nach außen repräsentierte, ist Jubeir kein Mitglied der Königsfamilie. Als er im vergangenen April zum Außenminister ernannt wurde, hatte Saudi-Arabien gerade den Krieg im benachbarten Jemen begonnen; die Lage in Syrien eskalierte. Jubeir fällt es nun zu, die umstrittene Außenpolitik seines Landes zu vertreten – und er nimmt sich dafür in diesem SPIEGEL-Gespräch viel Zeit. Als seine Entourage nach einer Dreiviertelstunde zum Aufbruch drängt, weil er bei der Sicherheitskonferenz im Bayerischen Hof eine Rede halten soll, schlägt er vor, das Gespräch auf dem Weg dorthin in der Limousine fortzusetzen – und danach bei der Rückfahrt ins Hotel.