
Elke Schmitter Besser weiß ich es nicht
Englisches Hinken
Der Mensch ist nicht nur ein sprechendes, sondern auch ein missverstehendes Tier, und das nicht nur im Verkehr mit sich selbst. Erlernen wir erst in einer pädagogischen Lehranstalt eine zweite Sprache, ereignet sich im Regelfall eine umfangreiche Erschütterung: Selbst bei den europäischen Nachbarn gibt es eine andere Geschlechterordnung für Sonne, Mond und Sterne, und sogar für die Frage, wie viele grammatische Geschlechter überhaupt als selbstverständlich angenommen werden; es gibt andere Formen der Zeit, an denen sich jeder Französisch- oder Englischschüler die letzten Milchzähne ausbeißt, und auch der Fall der Fälle ist je nachdem, mit wem man worüber spricht, unterschiedlich geregelt. Nach dem berauschenden Kompetenzgefühl, das jeden ergreift, der entdeckt, dass er mit Redewendungen in einer anderen Sprache auch ein anderer geworden ist – höflicher oder expressiver, direkter oder cooler –, stellt sich bald ein nagendes Gefühl des Ungenügens ein: Was sich nicht sagen lässt, wird immer mehr, so wie die Komplexität eher zu- als abnimmt, je weiter man im Verständnis kommt.