
PHILIP BIALOWITZ, 90
Solange er lebe, wolle er die Erinnerung wachhalten an die vielen Tausend Menschen, die im NS-Vernichtungslager Sobibór in Ostpolen ermordet wurden – das hatte sich der Holocaust-Überlebende am 14. Oktober 1943 geschworen. An dem Tag gelang dem 17-jährigen Philip, zusammen mit seinem älteren Bruder Symcha, die Flucht aus dem Lager. Zuvor gehörten die beiden zu der Widerstandsgruppe, die den Aufstand von Sobibór vorbereitete und elf SS-Männer tötete. Die jüdischen Brüder, deren Schwestern mit ihnen deportiert worden waren und im Lager starben, wurden als Arbeitshäftlinge eingesetzt. Philip musste Menschen, die vergast werden sollten, die Haare abschneiden und ihr Gepäck auf Wertsachen durchsuchen. Auf der Flucht half eine polnische Bauernfamilie den Brüdern, sich zu verstecken und so den Krieg zu überleben. Philip Bialowitz lebte anschließend zunächst in Deutschland, dann emigrierte er in die USA und arbeitete in New York als Juwelier. Seinem Schwur blieb er all die Jahre treu. Er erzählte Schülern von jener Zeit, sprach in Museen und Synagogen und sagte als Zeuge im Sobibór-Prozess 1965/1966 vor dem Landgericht Hagen aus. 1974 gab er bei einer Befragung zu Protokoll, dass SS-Leute im Lager nicht nur ausnahmsweise, sondern im Regelfall an den Erschießungen beteiligt gewesen seien. 2010 wurde er im Prozess gegen den KZ-Wachmann John Demjanjuk in München als Zeuge vernommen. Philip Bialowitz starb am 6. August in Florida.