
»Wir sind betrogen worden«
Der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), Clemens Prokop, hat einen offenen Brief an den Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, geschrieben. Darin fordert er, Russlands Leichtathleten nicht bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro antreten zu lassen. Prokop hat das Schreiben »auf Bitten« von Sportlern des DLV verfasst, die schockiert sind von den Enthüllungen über ein staatliches Dopingsystem in Russland. In dem Brief heißt es: »Sehr geehrter Herr Präsident. Die Erkenntnisse der jüngeren Vergangenheit haben gezeigt, dass die Chancengleichheit ganz offensichtlich nicht durchgängig gegeben war. Damit sind nicht nur Athletinnen und Athleten betrogen worden, auch das IOC und die olympische Idee sind hintergangen worden. Ich bitte Sie daher, die Sorge der Athleten ernst zu nehmen und alle Möglichkeiten für glaubwürdige und chancengleiche Wettkämpfe in Rio auszuschöpfen.« Für Prokop muss das IOC nach den Skandalen Konsequenzen ziehen. »Das Ergebnis kann nur lauten: Die Russen bleiben draußen«, sagt er. Am 17. Juni wird zunächst das Council des Internationalen Leichtathletik-Verbandes IAAF darüber entscheiden, ob die wegen der Dopinganschuldigungen bereits von allen Wettkämpfen suspendierten russischen Leichtathleten auch bei Olympia ausgesperrt werden. Sollte es dazu kommen, erwarten Experten, dass das IOC prominenten Athleten wie etwa der Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa die Chance einräumt, durch den Nachweis eines negativen Dopingtests doch noch nach Rio zu gelangen.