Die besten Jahre kommen noch
Einwurf Die Welt ist nicht so schlecht, wie sie gerade aussieht.
von Marco Evers
Keine Frage: Wer in diesen Tagen Zeitung liest, bekommt es mit der Angst zu tun. IS-Terror in Europa, Blutorgien in Nahost, Krieg in der Ukraine, wachsende rechte Gewalt in Deutschland, dazu das Gerede, dass der Dritte Weltkrieg bereits begonnen habe. Die Ereignisse in 2015 lassen wenig Gutes erwarten für 2016. Doch für Untergangsphobiker hat der Harvard-Psychologe Steven Pinker jetzt eine frohe Botschaft: Nein, die Welt geht nicht vor die Hunde. In der Tendenz wird sie sogar immerzu besser, friedlicher, demokratischer. Pinker kann dies mit Zahlen untermauern. Während des Zweiten Weltkriegs waren Jahr für Jahr pro 100 000 Menschen rund 300 Kriegstote zu beklagen. Dieser Wert sank auf 22 zur Zeit des Koreakrieges, auf 5 während des Iran-Irak-Krieges und auf weniger als 0,5 zwischen 2001 und 2011. Derzeit liegt er wegen der Gemetzel in Syrien und Afghanistan bei etwa 1,4. Große Kriege zwischen Staaten, quasi der Normalzustand über Jahrhunderte, gab es seit 1945 nur noch selten – und seit 2003, nachdem die USA in den Irak eingefallen waren, gar nicht mehr. Bürgerkriege haben jüngst zwar zugenommen; betrachte man aber die Welt insgesamt, so Pinker, gelinge es der Menschheit zusehends besser, die Gewalt einzudämmen. Seit Jahrzehnten sinkt zum Beispiel in den USA die Zahl der Vergewaltigungen. Auch die Rate von Mord und Totschlag nimmt ab: 1991 verzeichneten die USA 9,8 Getötete pro 100 000 Einwohner. 2014 lag dieser Wert bei 4,5 – trotz der fast allwöchentlichen Schießereien an Schulen oder Universitäten. Die deutsche Polizei ermittelte im Jahr 2000 wegen 1015 vollendeter Tötungsdelikte, im Jahr 2014 gab es davon 624. Jährlich schrumpft die Zahl der Staaten, die noch die Todesstrafe verhängen – dafür steigt die Zahl derer, die Homosexualität nicht mehr als Straftat verfolgen. Obwohl es sich gerade anders anfühlt: Die besten Jahre kommen noch.