Agenda eines Untergangs
Enttäuschung Am 19. April sterben im Mittelmeer 800 Flüchtlinge. Brüssel verspricht einen Masterplan gegen die Krise. Ein großer humanitärer Wurf könnte die Existenz der EU neu rechtfertigen. Aber sie vergeigt auch diesen Test. Geschichte eines Versagens.

In den frühen Morgenstunden des 19. April 2015, eines Sonntags, kentert gut 70 Seemeilen vor der libyschen Küste und 180 Kilometer entfernt von Europa, ein etwa 20 Meter langer, mit Menschen überladener Fischkutter. Es ist, so wirkt es in den Stunden und Tagen unmittelbar danach, das eine Boot zu viel. Es scheint, als bringe diese Havarie mit neuerlich Hunderten Toten, 800 sollen es diesmal sein, die Menschlichkeit mit Macht ins europäische Haus zurück. Das Unglück wird zum Stresstest für Brüssel: Auf dem Prüfstand steht, acht Wochen lang, ob und wofür es Europa, wofür es die Union der 28 braucht.