»Ich wundere mich«
Jobs Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles, 44, verteidigt den Mindestlohn gegen dessen Kritiker. Sie sieht keinen Anlass, das Gesetz zu ändern.

SPIEGEL: Frau Nahles, das Gesetz zum Mindestlohn ist seit gut hundert Tagen in Kraft. Wann heben Sie es wieder auf?
Nahles: Überhaupt nicht, denn Millionen von Arbeitnehmern bekommen dadurch erstmals einen ordentlichen Lohn. Es gab Horrorszenarien von riesigen Arbeitsplatzverlusten. Das Gegenteil ist der Fall. Wir sind weit davon entfernt, auch nur Indizien zu sehen, dass es zu größeren Arbeitsplatzverlusten irgendwo in dieser Republik gekommen ist. Die Einführung des Mindestlohns ist eine Erfolgsgeschichte.
SPIEGEL: Dennoch steht Ihr Gesetz seit Monaten in der Kritik. Kein Tag vergeht, an dem nicht Wirtschaftsvertreter und Politiker Ihres Koalitionspartners CDU/CSU es als schädlich für die Wirtschaft geißeln. Leben die in einer anderen Welt?
Nahles: Zumindest wundere ich mich. Wir haben das Gesetz gemeinsam verabredet, erarbeitet und verabschiedet. Jetzt müssen wir den Mindestlohn vernünftig umsetzen. Dabei wünsche ich mir Unterstützung und nicht, dass sich Teile des Koalitionspartners vor den Karren einzelner Interessen spannen lassen, die den Mindestlohn aus Prinzip nicht wollen. Aber das passiert gerade.