11. Januar 2010 Endlager
Etwas mulmig war SPIEGEL-Redakteur Frank Hornig, 40, zumute, als ihm die Pressesprecher des geplanten Atommüll-Endlagers Gorleben 840 Meter unter Tage ein paar Salzkristalle von der Stollenwand mitgaben - zum Verkosten oder Kochen. Dutzende Castor-Behälter, bislang in einer einfachen Halle abgestellt, sollen künftig in dem niedersächsischen Salzstock über Jahrzehntausende abkühlen - so will es die Bundesregierung. Aber ist Gorleben wirklich der sicherste Standort? Mit dieser Frage wird sich in Kürze ein Untersuchungsausschuss beschäftigen, den die Opposition noch beantragen will. Im Vorfeld recherchierten Hornig und Michael Fröhlingsdorf, 46, Christoph Scheuermann, 32, Christian Schwägerl, 41, sowie SPIEGEL-Mitarbeiter Sven Becker, 27, wie die Suche nach einem Endlager über Jahrzehnte hinweg schiefging. „Nichts fürchten unionsgeführte Regierungen mehr als neue Proteste an alternativen Standorten, vor allem deshalb legten sie sich auf den niedersächsischen Salzstock fest“, sagt Hornig. Wie angstbesetzt die Assoziationen bei den Stichworten Gorleben und Endlager sind, erlebte Hornig, als er einen Festbraten mit den Kristallen aus dem Stollen salzte - das Gewürz ist harmlos, aber seine Gäste schreckten zurück (Seite 44).